Frauen können auch nach einer Brustkrebsbehandlung stillen. In zwei Studien mit mehreren Tausend Teilnehmerinnen, die auf dem diesjährigen Kongress der European Society for Medical Oncology (ESMO) vorgestellt wurden, konnte kein erhöhtes Risiko für ein Rezidiv oder für die Entwicklung neuer Brustkrebserkrankungen gezeigt werden.
Dies galt auch für Frauen mit einer Keimbahnmutation, bei denen weiterhin ein erhöhtes Risiko für einen zweiten Brustkrebs in der anderen Brust besteht. Da Brustkrebs und Schwangerschaft beide mit Veränderungen des Hormonspiegels einhergehen, gab es bisher Bedenken hinsichtlich des Stillens nach der Krankheit.
„Unsere Studie liefert den ersten Beweis für die Sicherheit des Stillens nach Brustkrebs bei jungen Frauen mit einer BRCA-Keimbahnmutation“, sagte eine der Erstautorinnen Eva Blondeaux, Onkologin am IRCCS Ospedale Policlinico San Martino in Genua.
Die eine der beiden Studien begleitete fast 5.000 junge Frauen, die eine BRCA-Mutation in der Keimbahn trugen und Brustkrebs überlebt hatten. Fast jede vierte der 474 Frauen, die anschließend ein Kind zur Welt brachten, stillte ihr Baby; knapp die Hälfte konnte nicht stillen, weil ihr beide Brüste entfernt worden waren, um ihr zukünftiges Krebsrisiko zu senken. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von sieben Jahren (IQR 3,6–10,5) nach der Entbindung gab es keinen Unterschied in der Anzahl von Brustkrebsrezidiven oder neuen Brustkrebserkrankungen bei Frauen, die ihr Baby stillten, im Vergleich zu denen, die nicht stillten. Es gab auch keinen Unterschied im krankheitsfreien Überleben oder im Gesamtüberleben.
Eine zweite Studie, die die Untersuchung über BRCA hinaus ausweitete und sich an Frauen mit hormonrezeptorpositivem Brustkrebs im Frühstadium richtet, zeigte ähnliche Ergebnisse, wobei mit dem Stillen im Rahmen der medianen Nachbeobachtung von drei Jahren und fünf Monaten keine Risiken verbunden waren. An der internationalen POSITIVE-Studie nahmen 518 Frauen teil, die ihre Brustkrebsbehandlung vorübergehend unterbrachen, um ein Kind zu bekommen; 317 hatten mindestens eine Lebendgeburt und 62 % stillten. Zwei Jahre nach der ersten Lebendgeburt war der Anteil der Frauen mit Brustkrebsrezidiv oder neuem Brustkrebs bei denen, die stillten (3,6 %), ähnlich wie bei denen, die nicht stillten (3,1 %).
Quelle: Deutsches Ärzteblatt