Die Episiotomie ist eine der am häufigsten durchgeführten Maßnahmen in der Geburtshilfe. Im Jahr 2000 wurden in den USA 33% der vaginalen Geburten mit einer Episiotomie beendet (1). Historisch gesehen war der Sinn dieser Maßnahme, die Austreibungsperiode zu verkürzen und so sowohl das mütterliche als auch das kindliche Ergebnis zu verbessern. Zu den Vorteilen für die Mutter rechnete man ein vermindertes Trauma des Perineums und in der Folge weniger Beckenbodeninsuffizienzen und Scheidenvorfälle sowie Harn- und Stuhlinkontinenz und sexuelle Dysfunktion. Als möglicher Vorteil für den Feten wurde die schnelle Beendigung der Austreibungsperiode bei spontaner oder instrumenteller vaginaler Geburt gesehen. Obwohl die Datenlage begrenzt ist, wurde dieses Verfahren zur Routine, wobei seine möglichen negativen Folgen unterschätzt wurden. Dazu gehören ein Weiterreißen zu einem Dammriss III. oder IV. Grades, Dysfunktion des Analsphinkters und Dyspareunie. In der folgenden Zusammenstellung werden die Risiken den Vorteilen der Episiotomie gegenübergestellt und Empfehlungen zum Einsatz dieses Verfahrens in der geburtshilflichen Praxis gegeben.