Teil 1: „Revolutionszeiten aber sind Gebärzeiten – hart, schwer, erschütternd und schmerzvoll“
Viele deutsche Frauenärzte waren im Nationalsozialismus (NS) an eugenisch sowie rassistisch motivierten Zwangssterilisationen und Schwangerschaftsabbrüchen beteiligt. Wissenschaftler unter ihnen nutzten die politische Situation auch zu Forschung an Frauen, die schon im harmlosesten Fall als skrupellos und illegal, im Extremfall aber als verbrecherisch bezeichnet werden muss. Nur Einzelne wandten sich in ganz speziellen Fällen gegen die unübersehbare Ausgrenzung, Entrechtung, Verfolgung und Vertreibung ihrer jüdischen Kolleginnen und Kollegen; nicht wenige profitierten sogar von dadurch eröffneten Möglichkeiten zur Beschleunigung der eigenen Karriere oder zur Mehrung des persönlichen Besitzes. All dies ist in Individualbiografien, Lokalstudien an vielen Kliniken sowie Forschung zu Menschenversuchen in Konzentrationslagern bereits relativ gut untersucht worden (1). Bislang weitgehend unbeachtet blieb dabei jedoch, welche Rolle der damaligen Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie (DGG) im Nationalsozialismus zugeordnet werden muss.