Eine groß angelegte Big-Data-Studie aus den USA hat die Komorbiditäten von Endometriose-Patientinnen umfassend untersucht. Die retrospektive Analyse basiert auf elektronischen Gesundheitsakten (EHR, elektronische Patientenakten) von mehr als 43.000 Betroffenen aus sechs medizinischen Zentren des University of California-Verbunds.
Die Forscher identifizierten Hunderte Erkrankungen, die bei Endometriose-Patientinnen signifikant häufiger auftraten als in einer sorgfältig gematchten Kontrollgruppe. Besonders häufig waren genitourinäre Erkrankungen, Neoplasien, Autoimmunerkrankungen, Migräne, Asthma, gastrointestinale Beschwerden sowie psychiatrische Störungen. Viele dieser Assoziationen wurden in unabhängigen Datensätzen bestätigt, was die Robustheit der Ergebnisse unterstreicht.
Interessant ist, dass einige Komorbiditäten – wie Migräne, gastroösophageale Refluxkrankheit und Vitamin-D-Mangel – bereits vor der Endometriose-Diagnose gehäuft auftraten. Dies könnte auf gemeinsame pathophysiologische Mechanismen oder Risikofaktoren hinweisen.
Mittels unüberwachter Clustering-Analysen konnten zudem verschiedene Subgruppen von Endometriose-Patientinnen mit jeweils charakteristischen Komorbiditätsmustern identifiziert werden. So zeigten sich beispielsweise Cluster mit Häufung von Autoimmunerkrankungen, Schwangerschaftskomplikationen oder psychiatrischen Diagnosen. Diese Heterogenität unterstreicht die Notwendigkeit individualisierter Therapieansätze und einer ganzheitlichen Betreuung.
Die Autoren betonen, dass die Vielzahl der assoziierten Erkrankungen auch die diagnostische Unsicherheit bei Endometriose widerspiegeln könnte – zumal die definitive Diagnose weiterhin meist eine Laparoskopie erfordert und viele Patientinnen lange mit unspezifischen Symptomen leben. Die Ergebnisse der Studie könnten dazu beitragen, die komplexen Zusammenhänge und möglicherweise gemeinsame Krankheitsmechanismen besser zu verstehen und die Diagnostik sowie das Management von Endometriose in Zukunft gezielter zu gestalten.