Kinder von adipösen Schwangeren haben häufiger Gewichtsprobleme. Ernährungswissenschaftler führen dies teilweise auf eine fetale Prägung zurück. Dies zeigen auch tierexperimentelle Ergebnisse an Mäusen, die ein Forscherteam auf dem Diabetes Kongress 2023 in Berlin vorstellt.

In Deutschland sind bereits 43 % der Frauen im gebärfähigen Alter übergewichtig oder adipös, Tendenz steigend. Epidemiologische Studien zeigen, dass sie ihre Gewichtsprobleme häufig auf die Kinder übertragen. Dies kann am gemeinsamen Lebensumfeld liegen, etwa weil adipöse Mütter ihre Kinder häufiger mit einer hochkalorischen Kost mit viel Zucker und Fett ernähren. Es ist aber auch denkbar, dass die Überernährung der Mutter das Erbgut der Kinder bereits im Mutterleib prägt. Möglich ist dies durch epigenetische Prozesse, die festlegen, welche Gene im späteren Leben genutzt werden können, und welche stummgeschaltet bleiben.

Soner Öner-Sieben vom Max-Rubner-Institut in Karlsruhe und Mitarbeiter haben dies an Mäusen untersucht. Wenn die Muttertiere während der Schwangerschaft eine fettreiche Nahrung erhielten, stieg im Stoffwechsel der Tiere die Neigung zum Aufbau von Fettgewebe. Transkriptom-Analysen zeigten, dass bei den Mausnachkommen die Aktivität bestimmter Gene erhöht war, die die Bildung von Fettzellen fördern. Die Tiere waren dadurch auf eine vermehrte Einlagerung von Fetten geprägt. Öner-Sieben spricht von einer

Dysregulation der „de novo“-Lipogenese auf Genexpressions-, Protein- und Enzym-Ebene, die bei den Mäusen bis ins Erwachsenenalter anhielt. Wurden die Tiere nach der Geburt hochkalorisch ernährt, nahmen sie schnell an Gewicht zu. Das Fettgewebe saugt dann gewissermaßen die Kalorien auf. Auch die Glukosetoleranz war gestört, was langfristig die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes fördert.

Wenn die Muttertiere mit einer hochkalorischen, aber fettmodifizierten Kost gefüttert wurden, blieben die Nachkommen von den Folgen verschont, selbst wenn die Muttertiere während der Schwangerschaft adipös waren. Öner-Sieben sieht hier einen Ansatz für eine Ernährungstherapie von adipösen Schwangeren.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt