Eine aktuelle Übersichtsarbeit in Cancer Treatment Reviews hat erstmals 32 konkrete Empfehlungen für die Langzeitnachsorge von jungen Erwachsenen nach einer Krebserkrankung zusammengetragen. Das Autorenteam sichtete dazu 169 Publikationen der letzten zehn Jahre und erarbeitete ein umfassendes, risikoadaptiertes Nachsorgekonzept, das sowohl organbezogene als auch psychosoziale und sozioökonomische Spätfolgen berücksichtigt.
Die Heilungschancen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Krebs sind heute hoch. Dennoch bleibt die Langzeitbelastung durch Spätfolgen erheblich. Für GynäkologInnen besonders relevant sind die Empfehlungen zu Fertilitätserhalt, hormonellen Langzeitfolgen und sexualmedizinischen Fragestellungen. Empfohlen werden unter anderem die regelmäßige Erhebung von Menstruationsstatus und Kinderwunsch sowie eine frühzeitige Überweisung an die Reproduktionsmedizin bei unerfülltem Kinderwunsch. Auch die Beratung zur hormonellen Substitutionstherapie bei vorzeitiger Ovarialinsuffizienz wird angesprochen.
Deutlich wird zudem, dass alters- und lebensphasengerechte Nachsorgeprogromme für diese Patientengruppe bislang fehlen. Viele Empfehlungen werden weiterhin aus der Kinder- oder Erwachsenenonkologie übernommen und sind nicht optimal auf die besonderen Risiken und Bedürfnisse junger Erwachsener zugeschnitten. Gefordert werden daher personalisierte, multidisziplinäre Nachsorgekonzepte, die individuelle Risikofaktoren wie Tumorentität, Therapieexposition, genetische Prädisposition und Lebensstil einbeziehen. Psychosoziale Aspekte sollten systematisch erfasst und bei Bedarf professionelle Unterstützung angeboten werden.









